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AutorenbildRoland Leutenegger

Marmor richtig reinigen

Aktualisiert: 31. Aug. 2022


Unter allen Natursteinen gilt Marmor so ziemlich als der Edelste. Reinigung und Pflege sind durchaus anspruchsvoll. Und daran hat sich seit der Antike wenig geändert. Hier ein paar Tipps und Erklärungen zum schonenden Umgang mit edlen und empfindlichen Marmorflächen im Bad oder in der Küche.





Was ist überhaupt Marmor?

Bauwerke und Plastiken wie die Akropolis, der Pergamonaltar, die Venus von Milo oder Michelangelos Pietà bestehen aus griechischem Marmor. Marmor wirkt besonders edel, ist selten und sein Abbau ist aufwendig und teuer.


Marmor ist ein metamorphes Gestein und entsteht im Erdinnern aus der Umwandlung von Kalkstein und karbonatreichen Gesteinen bei Druck und hoher Hitze. Diese Metamorphose ist in der Maserung – eben, der Marmorierung – des Steins sichtbar. Anders als Granit gilt Marmor als «weiches» Gestein, da sich seine Kristalle relativ leicht unter mechanischem Einfluss oder chemisch aus der Struktur lösen. Marmor lässt sich relativ einfach bearbeiten, kann aber relativ schnell Abnützungsspuren aufweisen. Zudem ist Marmor relativ saugkräftig.


Wirksamer und weniger wirksamer Oberflächenschutz

Durch immer neue Arten der  Oberflächenbearbeitung (polieren, glasieren, ledern, strahlen, jetstrahlen) versuchen Hersteller Steinflächen resistenter und dauerhafter zu machen. Die physikalische Beschaffenheit des Marmors setzt diesen Methoden jedoch enge Grenzen. Hier die gängigsten Verfahren aus der Praxis. Sie sollten alle von einer Fachperson ausgeführtv werden.

Hochglanzpolieren

Unter viel Hitze wird die Marmoroberfläche «verglast» und gehärtet. Dies ist der wirksamste Oberflächenschutz, allerdings verliert der Stein durch diese Behandlung seinen typischen Seidenglanz.


Imprägnieren

Die Imprägnierung wird vom Marmor aufgesogen und reduziert ihrerseits die Saugkraft des Steins, was durchaus von Nutzen sein kann. Kleine Missgeschicke – z.B. ein ausgeleertes Rotweinglas – lassen sich durch einfaches Abwischen beheben. Eine Imprägnierung bietet aber keinen dauerhaften Schutz gegen Aetzwirkung von Säuren und gewissen Laugen oder gegen mechanische Abnutzung, denn die Imprägnierung sitzt unter der Oberfläche.


Ölen

Steinöle vermögen den Stein eigentlich nur optisch zu schützen. Sie geben der Marmoroberfläche ihren typischen Seidenmattglanz zurück und reduzieren die Saugfähigkeit des Steins. Bietet aber keinen dauerhafter Schutz gegen Aetzwirkung von Säuren und gewissen Laugen oder gegen mechanische Abnutzung.


Reinigung und Pflege von Marmor

Dass die Reinigung und Pflege von Marmoroberflächen in jedem Fall einer besonderen Sorgfalt bedarf, versteht sich von selber. Haben sich auf den Marmoroberflächen Ablagerungen, Verschmutzungen, Flecken oder Verfärbungen gebildet, ist eine sorgfältige Problem-Analyse nötig.


Um was für eine Steinsorte handelt es sich?

Unter dem Begriff „Marmor“ werden je nach Anbieter auch polierte Kalksteine angeboten. Sie sind billiger als echter Marmor, reinigungstechnisch zum Glück aber einfacher zu handhaben, weil sie robustere Oberflächen aufweisen. Für Kalksteine im Bad finden Sie hier die richtigen Reinigungshinweise.

Bei den verschiedenen Marmorsorten hat sich diese Faustregel bewährt: je näher geografisch das Abbaugebiet dem toskanischen Carrara liegt, desto höher ist seine Qualität. Und desto besser ist seine Feuchtigkeitsbeständigkeit und mechanische Robustheit. Mit andern Worten: bei exotischen, also asiatischen oder afrikanischen Marmorflächen ist besondere Vorsicht geboten.



Verfärbung, veränderte Oberflächenbeschaffenheit oder Verschmutzung?

Verfärbungen und fühlbare Oberflächenveränderungen haben entweder chemische Gründe (dazu unten mehr) oder sind das Resultat mechanischer Beanspruchung.  Wer sich polierte Marmorfussböden einbauen lässt, muss damit rechnen, dass sich je nach Nutzung bald matte Laufzonen abzeichnen. Das gilt übrigens nicht nur für Marmor, sondern auch für andere polierte Bodenflächen aus Karbonatmineralien. Mit Reinigungs- und Pflegemitteln lässt sich dagegen kaum etwas ausrichten. Probleme lassen sich dann nur noch ziemlich aufwändig vom Steinspezialisten lösen (Aufpolieren der Oberflächen oder Ersatz).



Was kann man in der Reinigung falsch machen?


Scheuern

Eine rein mechanische Reinigung – Scheuern mit abrasiven Mitteln (einem zu harten Schwamm oder Scheuermitteln) – führt auf Marmorflächen rasch zu Kratzern oder matten Stellen.


Sanitärreiniger

Kalkflecken mit einem klassischen Sanitärreiniger oder einem anderen säurehaltigen Reiniger entfernen zu wollen, ist eine schlechte Idee. Marmor verträgt überhaupt keine sauren Reinigungsmittel. Säure löst Calcium aus dem Stein und verändert damit seine Oberflächenbeschaffenheit, selbst bei einem imprägnierten Marmor.



Alkalische Reiniger mit hohem Anteil an anionischen Tensiden

Weniger bekannt ist, dass auch gewisse alkalische Reiniger – Allzweckreiniger oder Fettlöser – Probleme bereiten können. In der normalen Putzpraxis werden organische und fettbasierte Verschmutzungen mit einem alkalisch eingestellten Reinigungsmittel entfernt. Alkalische Reiniger mit Komplexbildnern und einfachen Anionen mit freien Elektronenpaaren – einfacher gesagt: solche mit einem hohen Anteil an anionischen Tensiden - können ebenfalls die Oberflächenstruktur des Marmors nachhaltig schädigen. Die freien Elektronenpaare der anionischen Tenside können sich mit Kalziummolekülen verbinden und chemisch aus dem Stein gelöst werden – es entsteht eine Art von «Verätzung» oder Erosion. Das klingt nun alles etwas akademisch. Die Handlungsanweisung lautet: Etikette des Reinigungsmittels gut lesen.

Hände weg, wenn das Produkt mehr als 10% anionische Tenside enthält.



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